Pressebericht

Passau, eine Hochburg der Bayerisch-Böhmischen Blasmusik

Wettbewerb "Einmal Bayerisch ... Einmal Böhmisch" im Festsaal des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins

Von Christoph Metten

Acht Blaskapellen aus drei Ländern stellten sich am vergangenen Samstag einer internationalen Jury im Wettstreit um den mit 2000 Euro dotierten Preis der Sparkasse Passau. Am Ende siegten die Ulrichsbläser Büchlberg vor der Stadtkapelle Passau, anuf dem dritten Platz folgte die „Kleine Blasmusik“ aus dem Badischen Linkenheim.

Schon am Vormittag trat in der Vorrunde die erste Gruppe vor Jury und Publikum, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Der Wettbewerb wird in zweijährigem Rhythmus von den „Passauer Dreiflüssemusikanten“ unter Vorstand Hermann Kapfhammer, dem musikalischen Leiter Manfred Herre und Moderator Christoph Metten routiniert abgewickelt. Das Teilnehmerfeld stammte überwiegend aus der Region und dem benachbarten Oberösterreich. Die beiden tschechischen Vertreter hatten es da schon weiter, kamen sie doch aus Prag und seiner südböhmischen Umgebung. Die Musikantinnen und Musikanten der „Kleinen Blasmusik“ waren sogar von Karlsruhe aus nach Passau angereist.

Auch die Jury war international besetzt: mit dem Pilsener Komponisten Josef Thums und dem Verlagsinhaber und Komponisten Professor Heribert Raich aus dem Steirischen Bad Aussee konnten zwei Juroren mit überregionalen Renommée gewonnen werden. Als deutscher Vertreter verfügte auch der Wiesbadener Thomas Bodenhagen über langjährige Blasmusikerfahrung. „Ein echtes Bayerwald-Urgestein“, so Moderater Christoph Metten bei seiner Vorstellung, stammt Bodenhagen doch aus Röhrnbach und war bis zu seinem Musikstudium in der Region als Ausbilder und Dirigent tätig.

Der Wettbewerb „Einmal Bayerisch ... Einmal Böhmisch“ habe seine Wurzeln hier in Passau, wo er 1995 zum ersten Mal ausgerichtet wurde, erinnert Hermann Kapfhammer bei seiner Begrüßung und spricht vom „originalen Bayerisch-Böhmisch-Wettbewerb“. Die Durchführung dieser schon zur Tradition gewordenen Veranstaltung ermöglichen vor allem die Sparkasse Passau mit der Stiftung der Preisgelder, aber auch Landkreis und Stadt Passau, die als Hauptsponsoren den Wettbewerb maßgeblich unterstützen. Bodenständigkeit und Originalität zeichne wahre Blasmusik aus, heißt es in der Wertungsordnung, der Wettbewerb diene aber auch der Pflege der traditionellen originalen Blasmusik, sowie der Begegnung und dem Kennenlernen der verschiedenen Stilrichtungen.

Unter dem Motto „Einmal Bayerisch … Einmal Böhmisch“ war es die Aufgabe der Kapellen im Wettbewerb, abwechselnd ein bayerisches und ein böhmisches Stück zu spielen. Die Jury hatte dann die überaus schwierige Aufgabe, aus dem Teilnehmerfeld die vier Besten für das Finale zu nominieren. „Die Qualität der Darbeitungen und die Leistungsfähigkeit liegt außerordentlich nahe beisammen“, so die einhellige Meinung der Juroren. Und sie hatten es nicht wirklich leicht. Wie eng die Entscheidungen zu treffen waren zeigte die Bekanntgabe der Finalteilnehmer. Gespannt warteten Publikum und Musizierende im vollen Festsaal des landwirtschaftlichen Bezirksvereins, wer denn nun noch einmal aufspielen durfte.

Mit dem Prädikat „hervorragend“ zogen die Stadtkapelle Passau, die „Kleine Blasmusik“, die Blaskapelle Hohenau-Ringelai und die Ulrichsbläser Büchlberg ins Finale ein. Jeweils mit dem Prädikat „sehr gut“ beendeten die Blaskapelle Junior aus Prag, die oberösterreichischen I'Leitn Musikanten und die Jugendblaskapelle Hohenau-Ringelai die Vorrunde, die böhmische Blaskapelle Horalka mit dem Prädikat „gut“. „Eigentlich hätten es alle Kapellen verdient, noch einmal zu spielen“, so Metten bei der Bekanntgabe.

Zum Auftakt des Finaldurchgangs zeigte die Stadtkapelle Passau eindrucksvoll, wie sich die böhmische von der bayerischen Blasmusik zu unterscheiden habe. Stilsicher verstand es Dirigent Gottfried Wölfl „Böhmisches Blut“ zum Kochen zu bringen, und das Feuer mit der „Munti-Polka“ zu schüren. Klanggewaltig schloss sich der Beitrag der „Kleinen Blasmusik“ an. Bei der „Stern-Polka“ und der Konzertpolka „Zeit wird's“ forderte Leiter Thorsten Reinau von seiner Badischen Musikgruppe immer wieder dynamische Höchstleistungen, die diese mit technischer Versiertheit umsetzten. Bereits jetzt wurde jedem im Saal bewusst, dass es auf eine eine ganz enge Entscheidung hinaus läuft.

Für die Umsetzung des Wettbewerbsmottos verstand es Manfred Herre, die Blaskapelle Hohenau-Ringelai über sich hinaus zu wachsen zu lassen. Kaum gegensätzlicher konnten die flotte „Hax'nreißer-Polka“ und die lyrische Polka-Hymne „Ein halbes Jahrhundert“ sein. Aber auch die Ulrichsbläser aus Büchlberg waren hervorragend vorbereitet. Dirigent Josef Maderer ist mit seiner Böhmische Besetzung immerhin als ein Titelverteidiger angetreten. Mit dem schneidigen „Tölzer Schützenmarsch“ und dem Polka-Lied „Ein Strauß Melodien“ erhoben sie erneut Anspruch auf den Titel.

Die musikalische Qualität, in so kompakter Form dargeboten, stellte die Juroren vor die große Herausforderung, eine Reihenfolge der Ensembles festlegen zu müssen und damit einen Sieger zu küren. So mussten neben musikalischen Kriterien, wie beispielsweise Stilistik, Dynamik oder Zusammenspiel, auch der gesamt-musikalische Eindruck und letztendlich die Tagesform eine Entscheidung bringen. „Es war keine leichte Entscheidung, aber wir haben uns geeinigt“ so Jury-Sprecher Thomas Bodenhagen bei der Preisverleihung. So mancher Fachmann im Publikum hatte eine andere Reihenfolge gesehen, „das zeigt aber, wie gleichwertig das Teilnehmerfeld war“, so Vorstand Kapfhammer.

Im Beisein von Christoph Helmschrott (Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Passau), Gerlinde Kaupa (stellvertretende Passauer Landrätin) und Urban Mangold (2. Bürgermeister der Stadt Passau), aber auch Horst Matschiner (Leiter des Kulturamtes Passau) und Roland Schuster (stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbands Bayerwald im Musikbund von Ober- und Niederbayern) überreichte Jury-Sprecher Thomas Bodenhagen den ersten Preis (1000 Euro) an die Titelverteidiger der Ulrichsbläser Büchlberg, den zweiten Preis (600 Euro) an die Lokalmatadoren der Stadtkapelle Passau und den dritten Preis (400 Euro) an die „Kleine Blasmusik“. Der Trostpreis in Form eines 50-Liter Bierfasses ging an die Blaskapelle Hohenau-Ringelai, deren Jugendkapelle sich zudem über einen Förderpreis in Höhe von 250 Euro freuen durften.